Krankenhaus Aichach

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In der wöchentlichen interdisziplinären Tumorkonferenz werden die Befunde jedes Darmkrebspatienten ausführlich besprochen und ein individueller Behandlungplan entsprechend den aktuellen Leitlinien der Fachgesellschaften festgelegt.

An der Tumorkonferenz nimmt mindestens ein Vertreter der folgenden Fachdisziplinen teil:

Chirurgische Therapie

Durch die Kombination verschiedener Therapieansätze (Bestrahlung, Chemotherapie, Operation) haben sich die Heilungschancen von Darmkrebspatienten in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert. Voraussetzung für eine komplette Heilung von Dick- und Enddarmkrebs ist nach wie vor die vollständige Entfernung des tumortragenden Darmabschnittes samt zugehörigem Fett-/Bindegewebe mit darin verlaufenden Blut- und Lymphbahnen sowie Lymphknoten.

Je nach Lokalisation des Tumors innerhalb des circa ein Meter langen, rahmenförmig in der Bauchhöhle gelegenen Dick- (aufsteigender/querverlaufender/absteigender/s-förmiger Teil) oder Enddarmes (vom After aus gemessen die letzten 16 cm) müssen die rechte oder die linke Hälfte, der s-förmige Anteil oder Teile des Enddarmes entfernt werden. Die Länge des entfallenden Darmabschnittes beträgt zwischen 30 und 60 cm.

Die Wiederherstellung der Darmpassage erfolgt durch Nahtverbindung der beiden Darmenden (Anastomose). Je näher die Darmnaht am Schließmuskel liegt, desto höher ist die Gefahr einer nach der Operation auftretenden Undichtigkeit. Um das Risiko einer dadurch bedingten Bauchfellentzündung (Peritonitis) mit möglichen Folgeeingriffen zu minimieren, legen wir in diesen Fällen einen vorgeschalteten künstlichen Darmausgang an, der nach 3 Monaten zurückverlagert wird.

Beim sehr tief sitzenden (unmittelbar am Schließmuskel gelegenen) Enddarmkrebs kann der Schließmuskel unter Umständen nicht erhalten werden, so dass hier die vollständige Entfernung des Afters und die Anlage eines dauerhaften künstlichen Ausganges (Stoma) notwendig sind.

Wird der Enddarmkrebs (Rektumkarzinom) in einem sehr frühen Tumorstadium erkannt, kann im Einzelfall die lokale Tumorentfernung (Vollwandexcision) über den After ohne Bauchoperation ausreichend sein.

Als Standard Verfahren wenden wir - wann immer möglich - die laparaskopische Operationstechnik an (kleine Schnitte, “Schlüsselloch-Chirurgie”).

Alle Eingriffe werden in Vollnarkose durchgeführt. Wenn möglich wird der Narkosearzt einen rückenmarksnahen Katheter (Periduralanästhesie) legen, um so eine schonendere Narkose und eine bessere Schmerzbehandlung auch in den ersten Tagen nach der Operation zu erreichen.

Je nach Ausmaß der Operation und vorbestehenden Begleiterkrankungen werden die Patienten mindestens eine Nacht auf der Intensivstation überwacht.

Ab dem ersten Tag nach der Operation wird mit dem zügigen Kostaufbau begonnen.

Bei unkompliziertem Verlauf liegt die Dauer des stationären Aufenthaltes zwischen sechs und zehn Tagen. Anhand der feingeweblichen Untersuchung des Tumorgewebes durch den Pathologen wird das sogenannte Tumorstadium festgestellt. Wenn das Ergebnis vorliegt (in der Regel nach drei bis fünf Werktagen), werden der bisherige Krankheits- und Therapieverlauf jedes Patienten in der  wöchentlichen Tumorkonferenz vorgestellt.

Hier kommen Vertreter aller unmittelbar an Untersuchung und Behandlung beteiligten Fachdisziplinen (Gastro-Enterologie, Radiologie, Chirurgie, Pathologie, Onkologie, Strahlentherapie) zusammen, um nach Diskussion gemeinsam eine Empfehlung für das weitere Vorgehen abzugeben.

Vor Entlassung aus der stationären Behandlung werden die weiteren Schritte  ausführlich mit dem Patienten und den Angehörigen besprochen. Sollte eine ergänzende Therapie geplant sein (Chemo, Bestrahlung), so vereinbaren wir bereits einen ersten Gesprächstermin beim weiterbehandelnden Kollegen.

Die Anlage eines für die Chemotherapie benötigten Port-Katheters (zentraler Venenkatheter) kann noch während des selben Aufenthaltes oder später als ambulanter Eingriff erfolgen.

Auch wenn nach der Operation keine adjuvante (=unterstützende, ergänzende) Therapie erforderlich ist, sollten in den ersten Jahren regelmäßige Nachuntersuchungen durchgeführt werden, um ein erneutes Tumorwachstum oder das Auftreten von Metastasen möglichst frühzeitig zu erkennen.

Gastroenterologie

Die Gastroenterologie ist das Teilgebiet der Inneren Medizin, das sich mit den Krankheiten des Verdaurungssystems befasst. Ein wesentliches Krankheitsbild darunter ist das Kolonkarzinom (Darmkrebs). Die Darmspiegelung (Koloskopie) spielt hierbei die entscheidende Rolle bei der Diagnosestellung und ist darüber hinaus wichtiger Bestandteil der Nachsorge und - bei kleinen Tumoren - auch der Therapie. Die Gastroenterologie stellt somit eine wesentliche Säule des Darmzentrums dar.

Darmkrebs kann im Frühstadium geheilt, oder bei rechtzeitiger Vorsorge sogar verhindert werden, deshalb hat die Früherkennung entscheidende Bedeutung. Als Vorsorgemaßnahme werden daher von allen Krankenkassen die Kosten für die jährliche Durchführung eines Stuhltestes auf verstecktes Blut ab dem 50. Lebensjahr und einer Darmspiegelung ab dem 55. Lebensjahr (bei unauffälligem Ergebnis mit einmaliger Wiederholung nach zehn Jahren) übernommen. Beachten Sie: Bei besonderem familiärem Risiko können noch frühere Untersuchungen erforderlich sein.

Bei entsprechenden Beschwerden (z.B. sichtbares Blut im Stuhl, Änderung der Stuhlgewohnheiten, Gewichtsabnahme) oder im Rahmen der Krebsvorsorge wird Sie Ihr Hausarzt zu einem Spezialisten (Gastroenterologe oder Facharzt für Innere Medizin mit Fachkundenachweis Sigmoidokoloskopie) überweisen, der nach einer eingehenden Befragung zur Vorgeschichte und entsprechender Aufklärung eine Darmspiegelung (=Koloskopie) durchführen wird. Hierbei wird mit einem dünnen biegsamen Gerät (Endoskop) der gesamte Dickdarm nach vorheriger Darmreinigung ausgeleuchtet. Bei Auffälligkeiten können Gewebeproben entnommen und ggfs. mögliche Krebsvorstufen, so genannte Polypen, entfernt werden. Die Darmspiegelung ist risikoarm und wird heutzutage meist nicht mehr als unangenehm empfunden, da in der Regel unter „Sedierung“, d.h. mit einer leichten Schlafspritze, untersucht wird. Nach der Untersuchung erfolgt ein Abschlussgespräch, in dem Ihnen das Untersuchungsergebnis mitgeteilt und evtl. weitere erforderliche Untersuchungen, z.B. Ultraschall, Röntgenaufnahmen, Kontrollkoloskopien etc. genannt werden.

Wird bei der Spiegelung ein Darmkrebs entdeckt, wird in den meisten Fällen als endgültige Therapie eine Operation erforderlich sein. Bei sehr kleinen Tumoren („pT1-Karzinome“) kann neuerdings im Einzelfall eine endoskopische Abtragung aber als Behandlung ausreichend sein, wenn in der anschließenden mikroskopischen Untersuchung eine komplette Abtragung gesichert ist und der Tumor feingeweblich als günstig eingestuft werden kann („low-risk-situation“).

Darmkrebs ist eine multifaktorielle Erkrankung, d.h. für die Entstehung des Kolonkarzinoms sind mehrere Faktoren verantwortlich. Darmkrebs ist eine Erkrankung des höheren Lebensalters, das Risiko, an einem Darmkrebs zu erkranken, ist unter dem 40. Lebensjahr ohne zusätzliche Risikofaktoren sehr gering, die Häufigkeit der Erkrankung steigt ab dem 50. Lebensjahr deutlich an. Darmkrebs ist mit über 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr die zweithäufigste bösartige Erkrankung bei Frauen und Männern in Deutschland. Wichtig ist die Berücksichtigung der Familienanamnese: Sind erstgradig Verwandte an Darmkrebs oder Darmpolypen erkrankt, ist das Risiko eines Kolonkarzinomes deutlich erhöht. Neben einer familiären Belastung gibt es noch weitere Risikofaktoren, wie Zigarettenrauchen, Bewegungsmangel, Übergewicht, Diabetes mellitus und ungesunde Ernährung (tgl. Verzehr von rotem Fleisch, wenig Obst und Gemüse). Beschwerden, die auf einen Darmkrebs hinweisen können, sind Veränderungen der Stuhlgewohnheiten, Blut am Stuhl und Gewichtsabnahme, wobei diese Symptome häufig erst in fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung auftreten. Darmkrebs entsteht zu über 90% aus gutartigen Vorstufen (Adenome bzw. Polypen). Unbehandelt können diese – in der Regel in  einem Zeitraum von ca. 10 Jahren – zu Darmkrebs entarten. Dieser Entstehungsmechanismus bietet die exzellente Chance zur Darmkrebsvorsorge: Die rechtzeitige Darmspiegelung (Koloskopie).

Gehen Sie zur Krebsvorsorge, sie kann Leben retten!

Radiologie im Darmzentrum

Die radiologischen Schnittbildmethoden Computertomographie und Kernspintomographie
Spielen bei der eigentliche Krankheitserkennung eine Rolle, bei der Festlegung des Therapieansatzes anhand der exakten Tumorausbreitung und der Organbeteiligung, sowie im Rahmen der Therapie-Erfolgskontrolle und der Nachsorge.

Bildgebung kann dem Chirurgen Auskunft geben über Eindringtiefen von Tumoren und Absiedelungen in Lymphknoten und Leber. Onkologen und Radiotherapeuten erfahren, ob der eingeschlagene Weg der Therapie zum Erfolg führt. Nach Abschluß der Therapie erfolgen die Untersuchungen in regelmäßigen Zeitintervallen nach den Regeln der Leitlinien zur Tumornachsorge.

Chemotherapie

Die Chemotherapie bei Dickdarmkrebs wird stadienabhängig im Anschluss an einen operativen Eingriff zur Verbesserung Ihrer Heilungschancen oder zur Metastasen-Behandlung durchgeführt.

Bei Enddarmkrebs erfolgt die Chemotherapie in Kombination mit der Strahlentherapie zumeist vor der Operation. Die Therapie mit den geeigneten Medikamenten (Zytostatika oder Zellgifte) ziel auf sich schnell teilende Zellen und damit vor allem auf Tumorgewebe. Eine Chemotherapie kann heutzutage ambulant erfolgen.

Zur Verbesserung der Heilungschancen erhält der Patient in der Regel eine Chemotherapie über den Zeitraum von einem halben Jahr. Bei fortgeschrittenem Tumorstadium bzw. erneuter Tumorabsiedlung verbessert die Chemotherapie Ihre Lebensqualität und verlängert die Überlebenszeit.

Große Hoffnungen weckt die Immuntherapie, bei der Antikörper eingesetzt werden. Solche Antikörper sind seit kurzem in Kombination mit Medikamenten aus der Chemotherapie für die Behandlung zugelassen und führen zu einer weiteren Verbesserung des Behandlungserfolgs.

Das Darmzentrum Friedberg / Augsburg setzt solche Therapien ein.

Des Weiteren bieten wir Behandlungen im Rahmen nationaler bzw. internationaler Studien an. In diesen Studien werden Medikamente geprüft, welche noch keine Zulassung haben, deren Wirksamkeit aber geprüft und bewiesen ist.

Andere immuntherapeutische Ansätze oder Impfungen spielen in der Darmkrebs-Therapie bislang keine Rolle.

Strahlentherapie

Die Strahlentherapie stellt im Gesamtkonzept der Tumortherapie neben Operation und Chemotherapie die dritte wichtige Säule in der Behandlung bösartiger Erkrankungen dar.
Bei der Therapie des Darmkrebs kommt die Bestrahlung beim so genannten Rektumkarzinom (Mastdarmkrebs) bei bestimmten Stadien zum Einsatz.

Im Erstgespräch werden Sie über den Sinn und Zweck der Bestrahlung, Akut- und Spätnebenwirkungen, Verhaltensweisen während der Therapie, Kombinationstherapien und über die Therapiedauer informiert.
Nach einer Planungs-Computertomographie wird der Behandlungsplan errechnet.

Auf den CT-Bildern zeichnet der Facharzt die zu behandelnden Zielvolumina und die zu schonenden Risikoorgane am Computer ein. Durch den Medizinphysik-Experten wird anschließend in Zusammenarbeit mit dem Facharzt die für den Patienten optimale Form bzw. Anordnung der Bestrahlungsfelder ermittelt und der Behandlungsplan für eine maximal effektive und schonende Bestrahlung erstellt.

Üblicherweise wird täglich von Montag bis Freitag bestrahlt. Fragen, die während der Bestrahlung auftreten oder Nebenwirkungen, die sich evtl. unter der Therapie entwickeln, können jederzeit mit den behandelnden Fachärzten besprochen werden.

Am Therapieende findet ein ausführliches Beratungsgespräch über die weitere Hautpflege, das Vorgehen nach der Strahlentherapie bzw. über die Tumornachsorge statt.

Pathologie

Die Pathologie (gr. Pathos = das Leiden und Logos = das Wort) ist in der ursprünglichen Wortbedeutung die Lehre von den Krankheiten. Die Hauptaufgabe der Pathologen in heutiger Zeit ist neben der Erforschung der Ursachen der Krankheiten in der täglichen Praxis die mikroskopische Untersuchung von Gewebsproben und Operationspräparaten. Im Zusammenhang mit der Darmkrebserkrankung kommt dieser histologischen (feingeweblichen) Untersuchung entscheidende Bedeutung zu für das weitere therapeutische Vorgehen beim Nachweis von Darmkrebs oder seinen Vorstufen bei einer Koloskopie (Darmspiegelung).

Grundsätzliche Rolle der Pathologen als "Aufklärer"

Es waren Pathologen wie Professor Dr. K. Elster und Professor Dr. B. Morson, die erstmals in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts gezeigt haben, dass Krebs zumeist aus gutartigen Vorläufern, den Adenomen, entsteht. Damit war zu erwarten, dass die Entfernung dieser Vorläufer den Krebs verhindern könnte. Die endoskopische Abtragung dieser Krebs-Vorstufen wurde erstmals im Jahr 1973 in Erlangen durchgeführt. Dass diese Polypektomie die Rate der kolorektalen (Dick- und Enddarm-)Karzinome um 70 bis 90 Prozent tatsächlich senken kann, ist dann in den 90er Jahren in einer großen amerikanischen Studie eindeutig gezeigt worden.

Der Pathologe stellt die Weichen für Diagnostik und Therapie

Jede Gewebsprobe, die bei einer Koloskopie von einem Polypen genommen wird, wird von einem Pathologen untersucht. Er stellt fest, ob es sich um einen gutartigen Polypen, um eine Polypen mit Krebs-Vorstufen oder schon um ein Karzinom handelt. Diese Diagnose entscheidet über das weitere Vorgehen: werden nur wenige gutartige Adenome diagnostiziert, reicht es aus, die nächste Kontrollkoloskopie in drei Jahren durchzuführen. Werden aber im Adenom schon Krebsvorstufen entdeckt, muss die nächste Kontrolle spätestens in einem Jahr erfolgen. Findet der Pathologe im Adenom schon ein (Früh-)karzinom, entscheidet die histologische Aufarbeitung über die Frage: Operation oder nicht. Wenn ein Frühkarzinom mit geringgradigem Risiko einer möglichen Metastasierung in die umgebenden Lymphknoten vorliegt, kann auf eine große Operation verzichtet werden. Wenn aber histologisch ein erhöhtes Risiko einer derartigen Absiedlung von Tochtergeschwülsten in die umgebenden regionalen Lymphknoten vorliegt, muss die operative Therapie folgen.

Die Rolle des Pathologen bei und nach einer Operation

Wenn ein fortgeschrittenes Karzinom vorliegt, ist das Ergebnis der Untersuchung dieses Präparates durch den Pathologen für das weitere therapeutische Vorgehen entscheidend. Dazu muss der Pathologe nicht nur den Tumor, sondern auch sämtliche Lymphknoten untersuchen, um das Tumorstadium exakt zu bestimmen. Dies ist dann die Basis für die Entscheidungen darüber, ob eine zusätzliche Chemotherapie und ggfs. zusätzliche Bestrahlung (beim Enddarmkarzinom) angezeigt ist.

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